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Der Zeitwandel – die Welt wird unhöflicher

Seit Jahren fällt mir eine Veränderung auf. Wo man sich früher vermehrt im Laden, auf der Straße oder beim Spazierengehen gegenseitig kurz gegrüßt hat, erlebt man dies auch nur noch selten. Die Menschen legen kurz vorher einen starren Blick geradeaus auf oder schauen kurz zu Boden um der Begrüßung zu entgehen.

Im Büro, wenn die Feiertage näher rücken, kommt es von Jahr zu Jahr immer seltener vor, dass man sich gegenseitig schöne Feiertage wünscht. Weder im Gespräch am Telefon, noch in einer Email. Wünscht man dem Gegenüber schöne Feiertage oder ein schönes Wochenende, wird das natürlich immer erwidert. Von dem Gegenüber hört man es immer seltener, das nimmt von Jahr zu Jahr ab. Mein Verhältnis zu den Kunden ist nach wie vor sehr gut und vertraut, wir kennen uns seit 15 Jahren. Auch die geschäftliche Weihnachtspost nimmt ab oder wird maschinell an die obere Ebene versendet und selbst bekommt man nichts davon mit.

Bei meinem Silvesterlauf war die Stimmung etwas anders. Die Menschen waren aufgeschlossener und grüßten vermehrt beim vorbeilaufen entweder von alleine, oder entgegneten meine Grüße. Ältere Menschen reagieren oft überrascht, wenn sie gegrüßt werden, freuen sich dann meistens darüber.

Es ist wohl der Wandel der Zeit, der Zeit der modernen Technik, wobei der persönliche Kontakt immer nach und nach nachlässt.

Hand aufs Herz, wann habt ihr zuletzt eine Postkarte oder einen Brief versendet? Wann habt ihr private Briefkastenpost erhalten? Das nimmt auch von Jahr zu Jahr ab.

Das sollte sich jeder ein wenig bewusst machen und vielleicht nur ein wenig dagegen steuern. Anstatt eine Urlaubs-WhatsApp oder SMS zu schicken, sich 5 min Zeit für eine Postkarte zu nehmen. Man muss ja keine 20 schreiben, aber für 5 Karten zu ausgesuchten Menschen sollten man doch Zeit haben. Genauso auch zu Ostern oder Weihnachten.

Es ist mein Gedankenfetzen zu Beginn des Jahres. Das Jahr ist noch so frisch, dass vielleicht der ein oder andere Lust hat über diesen Wandel, den wir selbst in der Hand haben, nachzudenken.

Eure Emma

1 Kommentar »

  1. Da hast du wohl mal recht… das mit dem „Grüßen“ ist tatsächlich nicht mehr so selbstverständlich. Du glaubst gar nicht, wie lange es dauert, bis man den kleinen Erstklässern antrainiert hat, dass es zum guten Ton gehört „Guten Morgen!“ zu sagen. Manche können es leider immer noch nicht… finde ich persönlich schon ganz gravierend *seufz* Postkarten und Briefe – da muss ich mich auch an der eigenen Nase packen. Mir fehlt dazu oft die Zeit – deshalb gibt es meistens nur Schneckenpost für Menschen, die mir sehr, sehr wichtig sind… Liebe Grüße aus dem kleinen Haus am See 🙂

    • Solche Dinge gehen einfach verloren. Ich versuche immer Urlaubskarten zu versenden, bei einem längeren Urlaub sind es sogar meistens etwas mehr als 10. Zu Weihnachten schaut es dünner aus, dieses Jahr 5 Karten. Ansonsten gibt es eine Weihnachtsmail. Der Kontakt läuft heute vermehrt über das Internet. Die Mails werden sogar teilweise seltener, weil man über Sozial Media die Kontakte noch schneller pflegen kann. Alles ist so schnelllebig.
      Diese Nachrichten bleiben nicht auf Dauer erhalten – wer archiviert solche elektronische Post heutzutage? Kaum jemand. Ich finde den elektronischen Weg klasse, ich nutze ihn gerne – aber manche Dinge müssen noch auf klassische Weise geschehen, die bleiben länger als Erinnerung – eine Email, eine SMS wohl kaum.
      Viele Grüße vom Rhein

  2. Ich finde, Postkarten gehören unbedingt zum Urlaub dazu! Whatsapp ist zwar schön, um mal fix ein schönes Urlaubsmotiv in die Heimat zu schicken, kann die Postkarte für mich aber nicht ablösen. Solange es Postkarten gibt, werde ich sie auch fleißig schreiben 🙂
    Liebe Grüße!

    • Wenn klassische Postkarten geschrieben werden, bleiben sie lange als Erinnerungsstück erhalten. Aber irgendwann (leider) werden die digitalen Postkarten sie wahrscheinlich ablösen. Dank Tablets und Smartphones wird Handgeschriebenes abnehmen – leider.
      Viele Grüße

  3. Das gefällt mir sehr gut. Ich zum Beispiel schreibe noch Postkarten und die, die ich erhalte, rahmen mein Küchenfenster ein.

    Ich verfasse einfach auch mal nen Post dazu 🙂

    • Ich freue mich auf deinen Artikel. Genauso stelle ich mir die Frage, wer von den heutigen Teenagern einen handgeschriebenen Liebesbrief schreibt. Oh, sehr selten wird das wohl der Fall sein.

  4. Ich gehöre noch zu den Postkarten- und Briefeschreibern. Ich grüße die Nachbarschaft, das Personal in „meinem“ Lebensmittelladen“ um die Ecke und auch die Patienten im Wartezimmer, wenn ich eine Arztpraxis betrete. Klar, manchmal werde ich etwas schräg angeguckt, aber ich fühle mich wohler nach einem fröhlichen „Guten Tag“ … denn so habe ich es beigebracht bekommen.
    Liebe Grüße – Iris

    • Hallo Iris,
      auf dem Land erlebt man solche Begrüßungen eher. In den größeren Ortschaften ist es nicht üblich, jedem dem man begegnet zu grüßen, denn das artet schnell in Stress aus. Wenn man in Köln unterwegs ist, grüßt auch nicht jeder jeden auf der Straße – dort begegnet man aber deutlich mehr Menschen.
      Aber wenn man in einer ruhigen Ecke ist, beim Spazierengehen im Wald z. B., finde ich es merkwürdig an jemandem vorbei zu gehen und nichts zu sagen. Wenigstens ein freundliches Lächeln sollte drin sein. Es sorgt für gute Laune. Ich erlebe wirklich oft, dass die Leute lieber auf den Boden starren oder sich mit ihrem Handy beschäftigen um es zu vermeiden.
      Viele Grüße

      • Oh ja, dieses auf den Boden starren oder sich mit ihrem Handy beschäftigen fällt mir besonders in den Wartezimmern auf. Dort bekomme ich in der Regel auf meine Begrüßung auch nur von den älteren Menschen eine Antwort.
        Klar gehe ich auch nicht über die Straße und grüße jeden, der mir entgegenkommt. Das wären dann doch zu viele 😉
        Allerdings habe ich in der Straßenbahn in Köln schon nette Gespräche mit fremden Menschen geführt … ein Lächeln und ein nettes Wort hatten genügt und die ewig lange Bahnfahrt war ganz schnell vorüber.
        Liebe Grüße zu dir – Iris

  5. Oh, wie Recht du hast. Ich für meinen Teil schreibe jedes Jahr 8 Weihnachtskarten. Ich freue mich schließlich auch wenn ich Post in meinem Briefkasten habe und da eine handgeschriebene Karte oder eine Postkarte drin ist. Es ist alles schön und gut, klar die Zeit verändert so einiges. Doch ab und zu ist es auch schön an alten Sachen oder Traditionen festzuhalten.
    Liebe Grüße,
    Joanna

    • Ich nutze gerne auch die moderne Kommunikationstechnik, da man sich so schneller austauschen kann. Aber eine Urlaubs-Email ersetzt keine Postkarte. Eine Postkarte hat mehr Qualität, sie ist persönlicher – wo gegen eine Email direkt an zig Empfänger gerichtet wird.

      Ich habe nun den zweiten Arbeitstag in 2014 hinter mir und die Tendenz sich Frohes Neues Jahr am Telefon zu wünschen lag bei ca.50:50. Kam vom Gegenüber nichts, warf ich das direkt hinterher. Ich würde gerne wissen, woran es liegt – vielleicht an der Hektik des Alltags? Hm…
      Liebe Grüße

  6. Ich habe mr schon lange vorgenommen mal wieder eine Postkarte in die Heimat zu meinen Omas zu schicken. Sie würden sich freuen. Am Ende habe ich es immer wieder vergessen. Im Urlaub gehören Postkarten dazu. Da ich aber seit 3 Jahren keinen Urlaub gemacht habe, liegt das auch schon weit zurück. Manchmal stelle ich mit Erschrecken fest, dass ich nicht mal mehr die genaue Adressen von einigen Freunden habe (vor allem vom Studium). Der Kontakt läuft via Mail und man sieht sich ein paar Mal. Aber traurig stimmt mich das doch immer mal wieder.

    Was das grüßen angeht: Ich sehe das extrem in der Schule. Die kleinen Schüler aus der 5. und 6. Klasse grüßen noch und freuen sich, wenn sie einen sehen. Die Großen dann irgendwann nicht mehr. Sie gucken weg und hoffen nicht erkannt zu werden. Es muss mich auch niemand quer über die Straße grüßen. Man muss nicht mal was sagen, ein kleines Nicken, Lächeln oder irgendwas würde mir vollkommen ausreichen. Mir wurde das so beigebracht und ich versuche weiterhin das auch so an die Menschen weiterzugeben. Ich hoffe, es gelingt mir.

    • Hallo Anke,
      du sitzt an der Quelle, es wäre echt interessant, warum sich das so entwickelt. Dieses Verhalten erlebe ich aber auch bei älteren Menschen (meine Kunden sind fast nur älter als ich). Beim Grüßen auf der Straße hält es sich genauso, die älteren und die jüngeren grüßen weniger, wobei die jüngere Generation dabei schon überwiegt.
      Ich sage immer wieder, dass in der Schule einer der wichtigsten Fächer fehlt: „Soziale Kompetenz“, das ist für die Zukunft wichtiger als ein paar andere Fächer.
      Viele Grüße

  7. Wenn auch verspätet – wir waren unterwegs -: Liebe Grüße an dich 😀

    Und ich weiß genau, was du meintest. Dann doch lieber das höflichere Japan? Oder liegt die Freundlichkeit tief begraben in uns selbst? In mir nicht. Ich bin nur ehrlich. Immer.

    • Vielen Dank, liebe Grüße zurück. 🙂

      Ich war noch nie in Japan, deshalb habe ich keinen Vergleich. Kenne nur die amerikanische Höflichkeit, die ich immer wieder gerne genieße. Japan könnte man aber mehr bewundern, denn die Menschen haben dort im Alltag mehr Stress als wir hier in Deutschland (oder?) und dennoch schaffen die Japaner freundlich gegenüber anderen zu sein. In Deutschland ist sicherlich der Stress einer der Gründe für die schwindende Höflichkeit, aber auch die Erziehung der späteren Generationen, hat sich stark verändert.
      Anderseits in viele ärmeren Ländern herrscht mehr Höflichkeit, obwohl die Menschen sicherlich deutlich mehr Stress haben .

  8. Ich war im Herbst drei Wochen in Amerika und musste dabei feststellen, dass die Personen die wir dort kennengelernt haben alle sehr übertrieben freundlich waren. Auch das war für uns die ersten Tage etwas „verstörend“. Ein Monat später habe ich dann eine Kolumne in einer Zeitung gelesen. Die Autorin hatte geschrieben: „Es fällt wirklich schwer sich die Griesgrämigkeit die man von zuhause mitbringt in Amerika zu bewahren.“ Das hat schon ziemlich genau getroffen. Die Amis sind halt eher oberflächlich freundlich.

    Bei uns gehört es halt öfters auch zum „guten Ton“ – also zum cool sein – möglichst unnahbar zu wirken und sich zu distanzieren.

    • Hallo Stefan,
      ich empfinde die amerikanische Höflichkeit nicht als oberflächlich. Man behauptet es immer, weil man die Art anders interpretiert. Die Amerikaner werden so erzogen, höflich und hilfsbereit durch den Alltag zu gehen und andere mit eigenen Problemen und Ärger nicht zu belasten. Wahre Gefühle zeigt man eben dem engen Kreis und nicht fremden Menschen auf der Straße, beim Einkaufen etc. Das Endergebnis ist, dass man die schlechte Laune nicht auf andere überträgt und eine freundliche Begrüssung und ein nettes Lächeln ansteckt. Und den immer so gern kritisierten Smalltalk trifft man in unheimlich vielen Ländern der Welt. Warum sind die Deutschen da so anders. Obwohl hier im Rheinland kann ich mich noch weniger beschweren, hier sind die Menschen für nette Smalltalks eher zu haben. In anderen Regionen wurde man schon oft blöd angeschaut, wenn man z. B. an der Kasse etwas nettes oder lustiges sagte. Da bin ich schon im Rheinland besser aufgehoben 🙂
      Viele Grüße
      Ps. Nach einem 3-4 wöchigen US-Aufenthalt kommt mir Deutschland in den ersten Tagen noch unhöflicher und hektischer vor.

      • Dein „Ps.“ kann ich genauso unterstützen.

        Wie ich eben bemerkt habe, habe ich einen Satz ausgelassen. Ich fand´s nämlich nur anfänglich verstörend. Nach ein paar Tagen war es aber ganz angenehm und wie du bereits gesagt hast, ist ein Lächeln auf der Strasse immer eine tolle Sache. Bei mir zuhause, in Graz, ist es eigentlich auch nie schwierig ein nettes Gespräch zu starten. Graz, als zweitgrößte Stadt Österreich, ist mit 300.000 Einwohnern halt noch offener als zb Wien.

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